Umgang mit psychischen Krankheiten von Angehörigen

Wenn ein Mensch an einer psychischen Erkrankung leidet, stehen seine Angehörigen oft vor zahlreichen Herausforderungen und Unsicherheiten. In solchen Situationen können nahestehende Personen sich sprachlos oder hilflos fühlen. Oft ist der Wunsch vorhanden, dem Betroffenen zu helfen, ihn zur Suche nach Unterstützung zu motivieren oder sogar rasche Erste Hilfe zu leisten. Der Alltag mit einer psychisch erkrankten Person kann Angehörige stark beanspruchen. Es ist normal, verschiedene Gefühle wie Angst, Traurigkeit, Schuldgefühle oder Wut zu erleben. Die Situation kann überfordernd sein, und es ist verständlich, dass man alleine nicht mehr weiter weiß. Um ein harmonisches Miteinander zu fördern, sind Verständnis, Anpassung und offene Kommunikation die Schlüsselelemente.

 

Die Berücksichtigung folgender 9 Tipps kann dazu beitragen, den psychisch Erkrankten möglichst gut zu unterstützen, mit ihm und in der Familie entspannt zusammenzuleben und Stress und Auseinandersetzungen zu vermeiden.

 

1. Informieren und Verstehen: Sich über die spezifische Erkrankung zu informieren, hilft dabei, die Bedürfnisse des Angehörigen besser zu verstehen und entsprechend zu handeln.

 

2. Offene Kommunikation fördern: Ein offener Dialog über Wünsche und Grenzen ist essentiell, um Missverständnisse zu vermeiden und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen.

 

3. Ort für Rückzug: Ein ruhiger Rückzugsort kann für Betroffene eine wertvolle Zuflucht sein, um Überstimulation und Stress zu vermeiden.

 

4. Selbstfürsorge der Angehörigen: Es ist wichtig, dass auch die Angehörigen auf ihre eigene psychische Gesundheit achten und sich Zeiten der Ruhe gönnen.

 

5. Einfühlsamkeit und Verständnis zeigen: Nehmen Sie sich Zeit, um den psychisch erkrankten Angehörigen aufmerksam zuzuhören und ihm Raum zu geben, seine Perspektive zu teilen. Vermeiden Sie es, ungebetene Ratschläge zu geben, und zeigen Sie stattdessen Verständnis und Interesse an seiner Sichtweise.

 

6. Förderung kleiner Schritte: Ermutigen Sie sanft Fortschritte in Richtung Gesundheit und den Weg zurück zu einem normalen Leben. Üben Sie keinen Druck aus und vermeiden Sie Überforderung. Vermitteln Sie Zuversicht und Hoffnung und loben Sie jeden kleinen Fortschritt oder Versuch, etwas zu verändern.

 

7. Balance zwischen Fürsorge und Selbstständigkeit: Achten Sie darauf, den Angehörigen nicht zu überbehüten und fördern Sie stattdessen seine Selbstständigkeit. Gleichzeitig ist es wichtig, ihm zu signalisieren, dass Sie bei Bedarf unterstützend zur Seite stehen.

 

8. Geduld: Machen Sie sich bewusst, dass die Besserung und Stabilisierung einer psychischen Erkrankung Zeit benötigt und Rückschläge möglich sind. Üben Sie Geduld, sowohl mit dem Angehörigen als auch mit sich selbst, und vermeiden Sie es, zu viel Druck aufzubauen.

 

9. Hilfe von außen suchen: Professionelle Hilfe, wie von Psychosozialen Berater*innen oder Psychotherapeut*innen kann für die ganze Familie eine wertvolle Unterstützung sein. Diese Expert*innen bieten nicht nur den Erkrankten, sondern auch den Angehörigen Hilfe und mentale Entlastung.

 

Für diejenigen, die Unterstützung in einem Gruppenkontext suchen, stehen Selbsthilfegruppen zur Verfügung. Für Angehörige von Demenz-Erkrankten gibt es z.B. Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen der Caritas.

Promente OÖ stellt ein vielfältiges Angebot an Selbsthilfegruppen bereit, die speziell auf die Bedürfnisse von Angehörigen sowie von Menschen mit psychischen Erkrankungen zugeschnitten sind, wobei ein breites Spektrum an psychischen Erkrankungen abgedeckt wird.

 

Es wichtig zu erwähnen, dass neben der Fürsorge für einen psychisch erkrankten Angehörigen auch die Aufmerksamkeit auf die eigene psychische und physische Gesundheit und Selbstfürsorge gerichtet werden sollte. Es ist essenziell, die eigenen emotionalen und physischen Belastungen zu bemerken und einen gesunden Ausgleich zu finden, um dauerhaft sowohl psychisch als auch körperlich stabil zu bleiben. Es ist wichtig, das eigene Leben nicht ausschließlich an den Bedürfnissen des erkrankten Angehörigen auszurichten. Setzen Sie klare Grenzen, um sich nicht zu überfordern, und vernachlässigen Sie Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass Sie nicht die Hauptverantwortung für die Verbesserung der Erkrankung tragen. Der psychisch Erkrankte trägt in erster Linie die Verantwortung für seine eigene Gesundheit und muss eigenständig an der Lösung seiner Probleme arbeiten. Sie können ihn auf diesem Weg lediglich unterstützen.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Erkennen und ernst nehmen der Signale psychisch erkrankter Angehöriger von großer Bedeutung ist. Professionelle Unterstützung, etwa durch Psychosoziale Berater*innen oder Psychotherapeut*innen, bietet wertvolle Hilfe und Strategien für den Umgang mit Herausforderungen. Ein einfühlsames und unterstützendes Umfeld trägt maßgeblich dazu bei, dass das Leben mit psychisch erkrankten Familienmitgliedern eine positive und bewältigbare Erfahrung wird.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0