Die Vorweihnachtszeit - Besinnlichkeit oder Stressfalle?

Die Vorweihnachtszeit – für viele Menschen eine der schönsten Phasen des Jahres. Eine Zeit der Besinnlichkeit, der Gemeinschaft mit Familie und Freund:innen, der Freude am Schenken und der Vorfreude auf die stillen Tage. Doch ist das wirklich so?

Früher war der Advent eine Phase der Einkehr und Meditation. Mönche zogen sich zurück, um den Blick nach innen zu richten. Und heute? Wir hetzen durch volle Einkaufsstraßen, scrollen durch Social Media und versuchen, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Der Druck, perfekte Geschenke zu finden, die x-te Sorte Kekse zu backen und die Wohnung festlich zu dekorieren, lässt uns oft in einen Strudel aus Verpflichtungen und Perfektionismus geraten.

 

Der Spannungsbogen zwischen Erwartungen und Bedürfnissen

Unsere Vorweihnachtszeit ist oft geprägt von Erwartungen – an uns selbst, an das Miteinander und an all die Aufgaben, die scheinbar erledigt werden müssen. Diese Erwartungen können eine große Quelle von Stress sein. Dabei vergessen wir schnell, dass der Advent ursprünglich eine Zeit der Stille und des Innehaltens war.

Aus psychologischer Sicht erleben viele in dieser Zeit ein Spannungsfeld zwischen äußeren Anforderungen und inneren Bedürfnissen. Der Wunsch, es allen recht zu machen, kann uns von uns selbst entfremden. Statt Besinnlichkeit fühlen wir uns dann überfordert und ausgebrannt – ein Zustand, der im Widerspruch zum Bild der „stillen Zeit“ steht.

 

Wie finden wir zurück zur Besinnlichkeit?

Die Antwort liegt im bewussten Innehalten. Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern darum, die Welt einmal leiser werden zu lassen und in der Stille das größte Geschenk zu finden: uns selbst. Wenn wir achtsam mit unseren Ressourcen umgehen und unsere persönlichen Grenzen wahrnehmen, können wir die Vorweihnachtszeit als eine Einladung betrachten, unser eigenes Tempo zu finden und sie so zu gestalten, wie es wirklich stimmig für uns ist.

 

4 Tipps für mehr Gelassenheit und Resilienz in der Adventszeit

 

1) Bewusste Wertereflexion
Nehmen Sie sich ein Journal und reflektieren Sie Ihre wichtigsten Werte. Welche drei Werte sind Ihnen für diese besondere Zeit wirklich wichtig? Hinterfragen Sie, ob diese Werte wirklich Ihre eigenen sind – oder ob sie aus familiären Traditionen stammen, die vielleicht gar nicht mehr zu Ihnen passen.

 

2) Erwartungen hinterfragen
Reflektieren Sie Ihre Erwartungen: Welche kommen aus Ihnen selbst, und welche stammen von außen? Wo können Sie sich liebevoll von Erwartungen lösen, um mehr Leichtigkeit zu finden? Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie öfter „Nein“ sagen möchten, aber bisher gezögert haben. Diese ehrlichen Fragen helfen Ihnen, Entscheidungen zu treffen, die Sie in Balance halten.

 

3) Die Not-To-Do-Liste
Erstellen Sie eine Liste der Dinge, die Sie bewusst nicht tun möchten. Notieren Sie all die Aufgaben, die Ihnen mehr Stress als Freude bereiten. Vielleicht können Sie Verpflichtungen absagen oder delegieren. Diese Liste wird Ihr Reminder, dass Sie nicht alles machen müssen und dass Ihre Grenzen und Bedürfnisse Priorität haben dürfen.

 

4) Finden Sie Ihr persönliches Mantra
Nehmen Sie sich einen Moment der Ruhe, um in sich hineinzuspüren. Lauschen Sie auf Ihre innere Weisheit: Welches Mantra kommt Ihnen intuitiv? Es könnte eine einfache Affirmation sein, die Ihnen Kraft und Fokus für diese Zeit schenkt.

 

Die Einladung zur Selbstfürsorge

Die Vorweihnachtszeit muss nicht zur Stressfalle werden. Sie kann eine Zeit sein, in der wir bewusster mit uns selbst umgehen, innehalten und reflektieren, wie wir diese Wochen gestalten möchten. Denn nur wenn unser Energietopf gefüllt ist, können wir für unsere Liebsten da sein. Die Adventszeit ist Ihre Chance, sich selbst das größte Geschenk zu machen: Präsenz, Leichtigkeit und innere Ruhe.

Vielleicht beginnt Ihr Weg dorthin mit einer einfachen Frage: Wie möchten Sie die Vorweihnachtszeit erleben?

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